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Die Magie des Neubeginns

„Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling“ (Laotse)

Das Leben, die Natur, das ganze Universum verläuft in Zyklen. 
Die Natur zieht sich im Winter zurück, löst sich von allem, was Kraft kostet und rüstet sich so für den Neubeginn im Frühjahr. 
Ein Baby atmet mit der Erdengeburt zum ersten Mal ein und begibt sich gleichzeitig wieder in den Zyklus des Sterbens.
 
Unser Leben zu leben, heißt für mich, viele kleine Tode währenddessen zu sterben, sodass sich mehr und mehr wieder unser wahres, klares, reines Sein zeigen kann. 
Im Sterben während des Lebens liegt eine unglaubliche Kraft, wir entledigen uns damit zB von Persönlichkeitsanteilen, die uns nicht mehr dienlich sind, erlösen traumatische Erfahrungen, wir erkennen krankmachende Strategien und transformieren sie. 
Wenn wir uns von Verbrauchtem, Ausgedienten lösen, schaffen wir einen Freiraum für Neukreationen und Lebendigkeit. Wir erleben dann den Zauber des Augenblicks und die Kraft, mit der wir ausgestattet wurden, um vertrauensvoll unser Leben meistern zu können.
Solange wir angsterfüllt an Gewohnheiten, Menschen und Dingen festhalten, die uns nicht mehr dienen, verwehren wir uns dem Leben selbst, verweigern uns Selbst-Ent-Faltung, bleiben die Raupe und können so nie zum wunderschönen Schmetterling mit weit entfalteten Flügel werden.

Das Sterben im Leben ist immer mit wertvollen Lernerfahrungen verbunden, die uns gestärkt, erkenntnisreicher ins neue Werden gehen lassen, in einen neuen, verheißungsvollen Zyklus des Seins. 

So verläuft das Leben wie eine Meereswelle. Sie baut sich auf, gewinnt an Kraft bis zum Höhepunkt, wo sie für einen Moment stillsteht, bevor die Welle bricht und stirbt und gleichzeitig durch ihr Sterben den Impuls für die nächste Welle setzt. 
Und auch wir dürfen auf der Lebenswelle reiten, nach innen lauschen, uns der Fließrichtung unserer Seele hingeben und vertrauen, dass wir in jedem Augenblick geführt und vom Leben getragen sind.

Und dann geschehen Wunder.

Wunder entstehen, wenn wir dem Unbekannten vertrauen, denn nur im Unerwarteten liegen alle Möglichkeiten, im vertrauten Terrain hingegen bleiben wir Gefangene unseres begrenzten Verstandes, so wie ein Vogel, der bei offener Käfigtür freiwillig im Käfig bleibt, weil er seine Möglichkeiten gar nicht erkennt.

Dieses Sterben im Leben kann zu einem echten, tiefen Befreiungsschlag werden, und wenn wir dem Zauber des Neubeginns vertrauen, folgt dem Übergang der Leere die Fülle am Fuß. Denn die Natur duldet kein Vakuum. Alles ist ein ständiges Fließen.
 
So dürfen wir uns liebevoll immer wieder in dieses heilsame Sterben hineinfallen lassen, indem wir uns auf unserer Lebenswelle treiben lassen, die uns in ihrer unbestechlichen und perfekten Präzision aufzeigt, was sterben darf, wenn wir auf unser Herz hören und unserem inneren Wissen vertrauen. 

Wir dürfen uns mit jeder Ausatmung dem Sterben bewusst sein und mit jedem neuen Einatmen der göttlichen Präsenz gewahr, die durch uns fließt und uns einlädt, uns dem Leben hinzugeben, indem wir tun, was im Augenblick zu tun ist und indem wir immer mehr werden, wer wir schon sind. 

Eva Friedbacher

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